Terra Preta Kurzanleitung
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„Sie“Sie wurde im Amazonasgebiet gefunden, vor noch nicht allzu langer Zeit. Zur Welt kam sie schon vor sehr langer Zeit, vor tausenden von Jahren. Und sie hat sich jung gehalten und vermehrt sich seitdem. Sie ist fruchtbar, schwarz und wunderschön. Sie liegt dort und wartete lange auf Entdeckung. Ich habe „Sie“ erst  vor kurzem entdeckt. Seitdem sind mein Mann und ich begeistert von ihr.

Und es ist meine Absicht auch dich für sie zu begeistern.

Von wem spreche ich? „Sie“ ist die fruchtbare Schwarzerde, die Terra Preta.

 

Terra Preta.

Mutter Erde. Oder ihre Schwester.

Im Amazonasgebiet, im Regenwald, wo die Humusdecke normalerweise nur wenige Zentimeter dick ist, fand man eine Humusschicht einen halben Meter bis zu mehrere Meter dick ist und schwarz. Der Name „Terra Preta“ kommt aus dem Portugiesischen und bedeutet schwarze Erde. Diese Erde ist unglaublich fruchtbar und schon Jahrtausende alt.

Wissenschaftler fanden heraus, wie es möglich ist, Terra Preta herzustellen. Einfach und für jeden, der einen garten oder ein Stückchen Land zur Verfügung hat.

Die Vorteile der Terra Preta Einbindung  in Landwirtschaft und Gartenbau ist ungeheuer vielfältig: sie fördert fruchtbare Böden, gesunde Pflanzen und gesunde Lebensmittel, ermöglicht auf kleinem Raum hohe und sichere Ernteerträge, macht Kleinbauern und GärtnerInnen unabhängig von teurem Dünger, giftigen Pestizidenoder Gentechnik, kann Abfallstoffe in Naturdünger verwandeln, Kreisläufe schließen, Hygieneprobleme in Slums und Saintärsystemen lösen, Böden entgiften, Steppen und trockene Magerböden zu Agrarland machen und eben auch den Klimawandel entscheidend mildern.

Wie das? Der entscheidende Bestandteil von Terra Preta ist Pflanzenkohle, die mittels klimaneutraler Pyrolyse hergestellt wird. pyrolysiert man pflanzliche Abfälle, so wird der Kohlenstoff, den die Pflanzen der Atmopsphäre in form von CO2 entzogen haben, dauerhaft stabilisiert. Die porenreiche Pflanzenkohle kann dann in die Erde eingebracht werden und dient als fruchtbarer Speicher von Nährstoffen und Wasser.

Wie das geht, erläutre ich in Kurzform in diesem Blog. Weiter weitere Informationen findest du in den angegebenen Quellen unter dem Text.

Die schwarze Erde, Terra Preta, ist menschengemacht. Und sie wächst! Jährlich um einen Zentimeter!

Man glaubt, dass der Boden vor mehr als tausend Jahren von den Indianern bearbeitet und bestellt wurde. Der fruchtbare schwarze Boden ist möglicherweise auch eine Erklärung für die blühende Hochkultur in den jeweiligen Regionen.

Diese Schwarzerde hat ihre schwarze Farbe von der darin enthaltenen Pflanzenholzkohle.

Terra Preta hat nicht nur eine erstaunliche Speicherfähigkeit von Kohlenstoff, sondern kann auch eine verblüffende Nährstoffmenge speichern und so die Erträge markant steigern.

Der Kohlendioxidausstoß ist ein wichtiger Aspekt des Treibhauseffekts und der Klimaproblematik.

Pflanzenkohle wird im Boden äußerst langsam abgebaut und speichert während dieser langen Abbauzeit Kohlenstoff im Boden.

Das passt, denn wir wollen ja auf jeden Fall lieber Kohlenstoff im Boden als Kohlendioxid in der Luft!

Terra Preta ist in den letzten Jahren in den Fokus wissenschaftlicher Forschung gekommen, wegen eines möglichen Beitrages zur Senkung des Kohlendioxidgehaltes in der Atmosphäre und zur Nahrungssicherung.

Und sie konnten weitere Bestandteile nachweisen: Reste von Pflanzen und Tieren, Knochen, Fischgräten, Asche, Reste von menschlichen Fäkalien und Tonscherben.

 

Dauerhafte Kohlenstoffspeicherung

Jede Pflanze nimmt Sonnenenergie und Kohlendioxid auf, nutz sie zum Aufbau ihrer Biomasse und setzt CO2 beim Absterben weitgehend wieder frei.

Wenn man pflanzliche Reststoffe durch die Pyrolyse verkohlt, verwandeln sich 25 bis 50 % des darin enthaltenen Kohlenstoffs in stabile, schwer abbaubare, porenreiche Pflanzenkohle. Arbeitet man diese wieder in die Böden ein, wird aus dem Treibhausgas schließlich schwarzes Gold: Dauerhumus entsteht. Eine Win-Win-Win-Situatuin für Klima, Bodenlaben und Menschen.

Zusammensetzung der gefundenen Terra Preta

Es ist eine verbreitete Annahme in der Terra Preta Forschung, dass die Menschen ihre Fäkalien mit Holzkohle und Essensresten  in Tongefäße gaben. Nachdem der Inhalt der Tongefäße sich in fruchtbare Erde verwandelt hat, wurden sie bepflanzt. Die Tongefäße standen eng bei eng, nebeneinander und übereinander und es wurden auch die Hohlräume zwischen den Gefäßen mit der Schwarzerde gefüllt.

Ich stelle mir das vor wie heutige Friesenwälle, nur aus gefüllten Tongefäßen gebaut und dann bepflanzt. Wurden die Pflanzen zu Bäumen, so sprengten die Wurzeln die Tongefäße und die Terra Preta vermischte sich mit der darunter liegenden Erde.

 

Klimagärtnern:

Im rapide voranschreitenden Klimawandel des 21. Jahrhunderts ist jede Möglichkeit, den Klimawandel zu stoppen oder gar aufzuhalten, interessant. Besonders, wenn sie natürlich ist, nicht viel kostet und für jeden machbar ist.

 

Herstellungsmethoden von Terra Preta

Prinzipiell kann man für die Herstellung  von Terra Preta sämtliche im Haushalt und Garten anfallenden organischen Reste verwenden: neben wohnen Gemüseanteilen auch gesalzene  gekochte und verdorbene Speisereste (in Maßen); Zitrusschalen (möglichst ungespritzt), Bananenschalen, Fingernägel und Haare, Grünschnitt, Tannennadeln, Laub, klein geschnittene Zweige, Holzhäcksel, Stroh, Mist von Hühnern, Pferden, Kühen, .. und Menschen, den Inhalt von Katzenklos (wenn die Streu aus Sägespänen oder mineralischem Bentonit besteht), Fleischreste und Knochen.

 

Herstellung von Komposterde:

Komposterde kann mittels Fermentieren oder geführter Rotte hergestellt werden.

Wichtig dafür ist das Vorhandensein von Mikroorganismen und Regenwürmern, es soll eine Wohlriechende erde hergestellt werden.

Um die Rotte oder Vergärung zu steuern gibt es verschiedne Hilfsmittel. Die Bio-dynamischen Bauern verwenden  dafür die „Präparate“, die nach den Richtlinien von Rudolf Steiner hergestellt und angewandt werden.

Andere vevorzugen die Impfung des zu kompostierenden Gutes mit EM – Mikroorganismen.

Oder tun beides – so wie wir!

Der Komposthaufen im Garten:

Wir haben im Garten zwei Kompostmeiler, ganz einfach aus Paletten hergestellt, in die wir das zu kompostierende Gut hineingeben. Fleisch kommt bei uns nicht dazu, wir leben vegan. Aber auch wegen der Gefahr von Rattenplage würde ich das nicht tun, es sei denn der Kompostbehälter ist gut verschlossen. Dann ist es durchaus möglich auch Fleisch und Knochen zu verkompostieren.

Diesen Kompost versetze ich hin und wieder mit den biologischen Präparaten und mit EM. Das Kompostgut gebe ich möglich gemischt auf den Kompost, damit sich keine faulenden Lagen bilden, z.B. aus Grasschnitt.

Bokashi

Bokashi heißt auf japanisch „Allerlei“. Es geht um eine Femrmentierung von „allerlei“ Küchenabfällen.

Bokashi stellt man her, indem man organischen Abfall zusammenpresst und den Behälter anschließend luftdicht verschließt, damit kommt die Milchsäurefermentation in Gang.

Es gibt dafür spezielle Bokashi-Eimer.

Seit kurzem haben wir auch einen Bokashi-Eimer in der Küche:

Allerdings haben wir nicht so einen feinen Eimer mit Hahn, aus dem man dann während der Vergärung des Kompostes die sich ansammelnde Flüssigkeit abzapfen und damit Blumen und Gemüse begießen das war mir zu viel Arbeit.

Ich habe einige Zentimeter Pflanzenkohle unten in einen sauberen Malereimer  Eimer gefüllt. Darauf gebe ich nun immer täglich meine kleingeschnittenen Küchenabfälle. stampfe diese mit einer alten Kaffeedose fest und sprühe verdünnte EM-Mikroorganismen darauf. Dann wird der Eimer fest mit dem Deckel verschlossen und in der Wären (bis 25°C steht er gemütlich und kompostiert vor sich hin. Täglich gebe ich neues Kompostfutter darauf, manchmal etwas Kohle (nach Gefühl). Bis jetzt (ich arbeite an meinem ersten Eimer) geht es gut, der Kompost riecht fein, leicht säuerlich und ich glaube es ist einen gute Idee die Abfälle auf diese Weise schnell zu kompostieren und sie nach 6- 8 Woche in meine Beete zu geben und damit die Regenwürmer zu füttern – und die Pflanzen!

Pflanzenkohle:

Die Pflanzenkohle wird aus Holz oder anderem organischen Material unter Luftabschluss und durch Erhitzung hergestellt. Dieser Vorgang nennt sich Pyrolyse.Es gibt dafür viele Verfahren.

Wir sind praktisch nachhaltig und kommen ohne weitere Technik aus. ein tiefes Erdloch in form eines Trichters erfüllt den Zweck hervorragend. Hier kannst du nachlesen und das Video sehendes zeigt, wie einfach es geht!

Natürlich kannst du auch Grillkohle guter Qualität kaufen und sie mit Nährstoffen bereichern.

Die Kohle sollte zerkleinert werden, bevor sie in die Erde kommt. Hier siehst du wie das geht.

Die Kohle muss auch gedüngt werden, bevor sie ins Erdreich kommt. Das ist unbedingt zu beachten und wichtig, weil die Kohle sonst die im  Boden vorhandenen Nährstoffe aufsaugen würde. Du kannst die Kohle mit Nesseljauche oder Bokashiwasser (ein Blog dazu folgt) düngen, oder aber mit Urin „Goldwasser“ aktivieren.

Dosierung:

Die Angaben schwanken zwischen 10 – 20% Volumen Anteil von Pflanzenholzkohle in der gesamten Terra Preta Mischung. Ich schätze das, und nehme pro Kubikmeter Hochbeet eine Maurerwanne voller fein vermahlener oder gestampfter Pflanzenkohle.

Wenn man die Terra Preta Direkt ins Beet gibt brachst du ungefähr ein Bio, beziehungsweise 5-6 Liter Holzkohle pro Quadratmeter Anbaufläche.

Aber auch kleinere Mengen wirken sich positiv aus.

Struktur:

Kohle ist im Boden ein Strukturverbesserer, der den Boden lockert.Dabei wird die Kohle superlangsam abgebaut, so wird sie für lange Zeit aus dem Kreislauf genommen.

Pflanzenkohle verbessert auch die Fähigkeit des Bodens Wasser und Nährstoffe zu binden. So verhindert sie, dass überschüssige Nährstoffe in Gewässer gegangen und dort zur Überdüngung und Algenblüte führen.

Die Nährstoffe werden, dank der unglaublich großen Oberfläche von Pflanzenkohle (ein Kubikzentimeter Pflanzenkohl hat bis zu 300 qm Oberfläche!), in der Kohle gespeichert, bis die Pflanzen sie brauchen. Auch das Mirkrobenleben profitiert außerordentlich von den vorhandenen Pflanzenkohlestückchen. Die Mikroorganismen, die nun mal in einem Boden unglaublich wichtig sind für die Umsetzung der Stoffe und für das Pflanzenwachstum, können sich in der Kohle häuslich niederlassen, was sie auch tun! Außerdem profitieren sie auch von dem lockeren Boden.

 

Weiterverabeitung des fertigen Substrates:

Pflanzenkohle und Kompost bzw. Bokashi sind die Grundlage, die das Bodenlaben bereichert und die optimale Entwicklung von Pflanzen anstößt – daher der Name Substrat.

Erst wenn dieses im Gartenbeet in Symbiose mit Pflanzenwurzeln und Bodentierchen weiter wachsen kann, entsteht über die Jahre die eigentliche Terra Preta.

Mulchen , Mischanbau und Bodenpflege sind also keine Nebenaspekte, sondern essentieller Teil der Schwarzerdeproduktion.

 

Unsere Hochbeete füllen:

Für unsere Hochbeete verwenden wir  Palettenkästen, die man schnell aufstellen und beliebig hoch aufstapeln kann. man kann sie für kleines Geld gebraucht im Internet erwerben. Wir haben uns gleich einen ganzen Vorrat an Kisten zugelegt.

Wir mischen unsere Hochbeetkisten auf folgende Weise:

  • Anfangs haben wir als unterste Lage Draht gegen Wühlmäuse gelegt. das ist sicher empfehlenswert, wenn du viele Wühlmäuse im Garten hast. Wir tun das nicht mehr, weil es mir nicht gefällt, dass der Zaun verzinkt ist. Ich möchte lieber Natur pur.

  • Unter in die Kisten lege ich erstmal eine Schicht aktivierter Pflanzenholzkohle. So sorge ich dafür, dass Nährstoffe, die bei Regen in tiefere Schichten gewaschen werden, nicht verloren gehen, sondern von der Pflanzenholzkohle aufgesogen und gespeichert werden.

  • Dann schichte ich, wie ich es von Hügelbeeten kenne, kleinere und größere Äste in eine Lage von 15- 20 cm Dicke auf die Pflanzenholzkohle. Diese Lage stampfe ich mit den Füßen kräftig an.

  • Dann kommen dünnere Pflanzenteile, Brombeerranken, Grasschnitt, Laub…

  •  Grassoden bilden eine weitere Schicht (wir haben sie beim Aufbau der Kästen aus dem Boden entnommen haben). Mit ihnen kann ich wunderbar die Äste, Ranken, Laub Kräuter beschweren.

  • Darauf kommt Mist (ich hab von meinen Nachbarn Pferdemist bekommen).

  • Dann der wunderbare Kompost, Bokashi.

  • Immer mal wieder etwas Pflanzenkohle.

  • Etwas Seetang kommt in homöopathischer Menge als Mineralstoffversorger hinzu.

  • Und dann, schöne Gartenerde als krönender Abschluss. Gerne 10-15cm dick. Die Kisten können gerne bis zum Rand gefüllt sein, denn der Inhalt wird in der kommenden Zeit noch etwas zusammensacken. Die schöne Gartenerde kann man übrigens fein von Maulwurshaufen nehmen, diese Erde ist fein und gut durchgearbeitet und locker, super für den Gemüseanbau!

Ich hab die Beete jetzt erstmal mit schwarzer Folie abgedeckt und lasse sie ruhen und kompostieren, bis ich etwas darauf pflanze.

Darauf freue ich mich schon!!!

 

 

 

 

 

 

 

 

  • „Terra Preta, Die schwarze Revolution aus dem Regenwald “ Scheub, Ute,2013, oekom, München

  • „Dünger, Kraft für Boden und Pflanzen“, Tina Roman, Ewa-Marie Rundquist, Justine Lagache, 2017 Franck-Kosmos Verlags-GmbH & Co.KG, Stuttgart

  • – Makroaufnahme Pflanzenkohle: mit freundlicher Genehmigung des Fotografen Kurt Wirz, www.farben-und-formen.com

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